Barbara Köhler

Foto: Christiane Zintzen


Barbara Köhler, geboren am 11. April 1959 bei Amerika / Sachsen, absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zur Textilfacharbeiterin in Plauen. Nach Tätigkeiten als Altenpflegerin und Beleuchterin am Theater Chemnitz studierte sie von 1985 bis 1988 am Literaturinstitut "Johannes R. Becher" in Leipzig. Seit 1994 lebt sie in Duisburg als freie Autorin und Übersetzerin aus dem Ungarischen, Französischen, Englischen und Spanischen. Zu ihren Arbeiten gehören auch Textinstallationen und Multiples, temporäre und ständige Arbeiten für den öffentlichen Raum und private Gärten. 2012/13 hatte Barbara Köhler die Thomas-Kling-Poetikdozentur an der Universität Bonn inne. Barbara Köhler starb am 8. Januar 2021.

Auszeichnungen (eine Auswahl)

  • 2016 Peter-Huchel-Preis des Landes Baden-Württemberg und des Südwestrundfunks
  • 2009 Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung
  • 2009 Literarturpreis der deutschen Wirtschaft in der Sparte Poetik
  • 2008 Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik der Stadt Cuxhaven
  • 2007 Spycher: Literaturpreis Leuk
  • 2000 Förderpreis zum Lessing-Preis des Freistaates Sachsen
  • 1999 Literaturpreis Ruhrgebiet
  • 1996 Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg (zus. mit Jörg Schieke)
  • 1990 Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung

Gedichtbände (eine Auswahl)

  • Istanbul, zusehends. Gedichte, Lichtbilder. Schriftenreihe der Kunststiftung NRW Literatur. Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2015.
  • 36 Ansichten des Berges Gorwetsch. Gedichte, Fotografien. Dörlemann, Zürich 2013.
  • Niemands Frau. Gesänge. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007.
  • cor responde. Gedichte. Mit Illustrationen von Ueli Michel. pict.im, Berlin / Duisburg 1998.
  • Blue Box. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995.
  • Deutsches Roulette. Gedichte 1984-89. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991.

Weitere Veröffentlichungen (eine Auswahl)

  • Neufundland. Schriften, teils bestimmt. Edition Korrespondenzen, Wien 2012.
  • On Borders. A lecture in America and other writings. Hg. v. Oberlin College, 2010.
  • Wittgensteins Nichte. Vermischte Schriften, Mixed Media. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999.

Übersetzungen / Nachdichtungen (eine Auswahl)

  • Samuel Beckett: Trötentöne / Mirlitonnades. Gedichte. Bibliothek Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005.
  • Gertrude Stein: Tender Buttons. Zarte knöpft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004.
  • Gertrude Stein: Zeit zum Essen, eine Tischgesellschaft. / objects, food and portraits by Gertrude Stein. Audio-CD. Engeler, Basel / Weil am Rhein / Wien 2001.
  • Arbeit mit Texten im Raum (eine Auswahl)
  • allegorie. Ein Raum im Museum Kunstpalast. Düsseldorf 2011/12.
  • innenhafen / nachtmitschrift. (Gemeinsam mit HD Hotzel). Museum DKM Duisburg 2001.
  • stimmführung. Audio-Installation. Diözesanmuseum Köln 2000.
  • vorübergehend platz nehmen. Skulptur. (Gemeinsam mit Ueli Michel und Yves Stump). Weil am Rhein 1998.

Barbara Köhler: Istanbul, zusehends

Der diesjährige Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik geht an die 1959 bei Amerika/Sachsen geborene und in Duisburg lebende Dichterin Barbara Köhler. Die Jury würdigte in ihrer Sitzung am 15. und 16. Januar 2016 in Freiburg ihren im Verlag Lilienfeld erschienenen Band „Istanbul, zusehends“ als herausragende Neuerscheinung des Jahres 2015. Der mit 10.000 Euro dotierte Peter-Huchel-Preis wird am 3. April 2016, dem Geburtstag Huchels, in Staufen im Breisgau verliehen. Preisstifter sind der Südwestrundfunk und das Land Baden-Württemberg. Zu den bisherigen Preisträgern gehörten u. a. Ernst Jandl, Durs Grünbein, Thomas Kling, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Paulus Böhmer.

Die Jury in ihrer Begründung: „Mit dem doppelten Blick der Fotografin und Dichterin formuliert Barbara Köhler in ihrem Gedichtband "Istanbul, zusehends" eine Liebeserklärung an eine Stadt, die ihr immer zugleich fremd und vertraut bleibt. Das Zusammenspiel von Sprache und Bild stiftet eine poetische Genauigkeit, in der mit Emphase und Empathie die Topographie der Stadt erkundet wird. Ihre Auseinandersetzung mit der eigenen Fremdheit am Bosporus zeigt, dass es keine Unschuld des Blicks gibt, aber dass die Betrachterin immer schon teilhat am Gesehenen. Ein raffiniertes Netz von Sprachbildern und Bildsprache knüpft einen fliegenden lyrischen Teppich, der ganz selbstverständlich im Alltag auch die Wucht des Politischen einfängt.“

Der vom Land Baden-Württemberg und dem Südwestrundfunk gestiftete Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik wird seit 1983 für ein herausragendes lyrisches Werk des vergangenen Jahres verliehen. Der Preis erinnert an den Namensgeber Peter Huchel (geboren am 3. April 1903 in Groß-Lichterfelde bei Berlin, gestorben am 30. April 1981 in Staufen im Breisgau), den bedeutenden Lyriker und langjährigen Chefredakteur der Literaturzeitschrift „Sinn und Form“. Die Jury besteht aus sieben unabhängigen Literaturkritikern, -wissenschaftlern und Autoren.