Nora Bossong

Foto: Peter-Andreas Hassiepen


  • geboren 1982 in Bremen
  • Studium (Literatur, Kulturwissenschaft, Philosophie, Komparatistik)
  • 2006 erscheint ihr erster Roman »Gegend«
  • 2007 ihr erster Gedichtband »Reglose Jagd«
  • für ihren zweiten Gedichtband »Sommer vor den Mauern« erhielt sie 2012 den Peter-Huchel-Preis, weitere Auszeichnungen sind, u.a. Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2007 und Kunstpreis Berlin 2011
  • 2012 erscheint ihr Roman »Gesellschaft mit beschränkter Haftung«

Nora Bossong: Sommer vor den Mauern

Foto: Jens Tremmel, Marbach

Der diesjährige Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik geht an die 1982 in Bremen geborene und in Berlin lebende Lyrikerin Nora Bossong. Die Jury würdigte in ihrer Sitzung am 13. und 14. Januar 2012 in Freiburg ihren im Hanser Verlag erschienenen Band „Sommer vor den Mauern“ als herausragende Neuerscheinung des Jahres 2011.

Nora Bossong, so die Jury in ihrer Begründung, spüre mit neugierigem und erfahrungshungrigem Blick literarische Szenen in der Wirklichkeit auf und verleihe ihnen auf meisterhafte Weise sprachliche Form. Souverän bewege sie sich in den Traditionen lyrischer Rede und verfüge über ein breites Repertoire poetischer Mittel. Dabei spanne sich ihr Horizont vom Heimatgedicht über das Liebesgedicht bis zur Reise- und Bildbeschreibung. Als Dichterin von großem Bewegungs- und Expansionsdrang entdecke Nora Bossong sowohl in der norddeutschen Provinz als auch in römischen Kathedralen oder amerikanischen Großstädten überraschende Bilder und Geschichten und versetze den Leser mit großem Gespür für Ambivalenzen in einen emotionalen und intellektuellen Spannungszustand. Mit Witz und Sensibilität lasse Nora Bossong in „Sommer vor den Mauern“ Gefühl sprechen, ohne sich in weltabgewandte Innerlichkeit zurückzuziehen.

Nora Bossong studierte am deutschen Literaturinstitut in Leipzig, in Berlin, Potsdam und Rom Kulturwissenschaften, Philosophie und Komparatistik. 2006 erschien ihr erster Roman „Gegend“, 2007 ihr erster Lyrikband „Reglose Jagd“. 2009 folgte der Roman „Webers Protokoll“. Sie wurde mit zahlreichen Stipendien ausgezeichnet, 2011 erhielt sie den „Kunstpreis Literatur“ der Akademie der Künste in Berlin. „Sommer vor den Mauern“ ist ihr zweiter Gedichtband.

Der vom Land Baden-Württemberg und dem Südwestrundfunk gestiftete Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik ist mit 10.000 Euro dotiert und wird seit 1983 für ein herausragendes lyrisches Werk des vergangenen Jahres verliehen. Er soll die literarische Arbeit deutschsprachiger Lyrikerinnen und Lyriker würdigen. Zugleich will er das Interesse der Öffentlichkeit auf die von den Medien oftmals marginalisierte Gattung Lyrik lenken.

Der Preis erinnert an den Namensgeber Peter Huchel – geboren am 3. April 1903 in Groß-Lichterfelde bei Berlin, gestorben am 30. April 1981 in Staufen im Breisgau –, den bedeutenden Lyriker und Chefredakteur von „Sinn und Form“. Seinem Anspruch und seiner Unbestechlichkeit fühlen sich Preisgeber und die aus sieben unabhängigen Literaturkritikern, -wissenschaftlern und Autoren bestehende Jury verpflichtet.

Der Peter-Huchel-Preis wird am 3. April 2012, dem Geburtstag Huchels, in Staufen im Breisgau verliehen. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern gehörten zuletzt Ulf Stolterfoht, Gerhard Falkner, Friederike Mayröcker und Marion Poschmann.